Psychiatrie – einst und jetzt
Anhand eines historischen Abrisses über die Geschichte der Psychiatrie wird klar, dass viele Fehlmeinungen und Mythen lange zurückreichende, historische Wurzeln haben, die transgenerational weitergegeben werden. Viele Menschen haben noch immer Berührungsängste und Vorteile gegenüber psychisch Kranken, aber auch gegenüber den betreuenden Institutionen und den dort Tätigen. Der Umgang mit psychisch Kranken entspricht dem Umgang mit Minderheiten oder gesellschaftlichen Randgruppen, dem gegenüber steht die Tatsache, dass psychische Erkrankungen sehr weit verbreitet sind. Begegnungen, Aufklärung, Enttabuisierung, Entstigmatisierung und Öffentlichkeitsarbeit können diesen gesellschaftlichen Phänomenen gegensteuern. Wichtige aktuelle Signale sind der angekündigte Neubau der Psychiatrie im Klinikum Klagenfurt und der Psychiatrieplan Kärnten, mit dem Ziel der Errichtung wohnortnaher, niederschwelliger Behandlungsangebote.
Im zweiten Teil der Ansprache ergänzt Herwig Oberlerchner das derzeit verbreitete bio-psycho-soziale Krankheitsverständnis um die Dimension Spiritualität. Psychische Erkrankungen sind häufig auch spirituelle Krisen, müssen doch Muster, Glaubenssätze und Überzeugungen relativiert werden und werden oft kindlich religiöse Weltanschauungen reaktiviert. Auch in dieser Dimension müssen PsychiaterInnen, PsychotherapeutInnen und Pflegepersonen den Menschen begegnen können, daher ist die Implementierung spiritueller Elemente in die Ausbildung wichtig. Es geht hier aber nicht um das missionarische Anbieten eigener Überzeugungen, sondern das achtsame Begleiten der KlientInnen während ihrer Sinnsuche, in der Annahme – fußend auf C.G. Jung -, dass jeder Mensch ein Höheres Selbst in sich trägt.