ARMENIEN „Tragischer Dezember 1988“
Nachlese zum Diavortrag von Alfred Woschitz
Der Diavortrag von Alfred Woschitz am Montag, 3. Dezember 2018 war eine Veranstaltung des „Dialogforum Zusammenleben“ und wurde in Kooperation mit dem Institut für Friedenspädagogik und Friedensforschung, dem Verein Welt&Co/Kulturverein und der Katholischen HochschulGemeinde organisiert. Vor 30 Jahren, am 7.Dezember 1988, bebte in der ehemaligen kaukasischen Sowjetrepublik Armenien die Erde. Zur Erinnerung an diese Katastrophe berichtete Alfred Woschitz über seine Zeit als Projekt- und Bauleiter in Armenien. Dort war er von 1989 bis 1993 für ein österreichisches Hilfsprojekt, später für das Internationale Rote Kreuz und den RK-Landesverband Berlin tätig. Untermalt wurde der gesamte Vortrag durch stimmungsvolle Musik von Karen Asatrian (Piano) und Emmanuel Hovhannysian (Duduk). Zu Beginn zeigte Alfred Woschitz ein Video des österreichischen Roten Kreuzes, in dem über die Hilfsaktion des Österreichischen Roten Kreuzes direkt nach dem Erdbeben in Armenien berichtet wurde. Durch dieses Video wurde deutlich, dass durch diese Hilfsaktion nachhaltige Hilfe in Armenien geleistet werden konnte. So sieht man beispielsweise Häuser, die Alfred Woschitz mit gebaut hat und die bis heute genützt werden. Dann zeigte uns Alfred Woschitz Bilder aus der Zeit vor dem Erdbeben. Außerdem erklärte er uns, dass es in der Region schon früher zu Erdbeben gekommen war und es aus diesem Grund zeitweise nicht erlaubt war, Gebäude mit mehr als zwei Stockwerken zu bauen, zudem wurde für den Gebäudebau ein spezieller Stein verwendet, der als erdbebensicher galt. Unter sowjetischer Herrschaft wurde dieses Wissen ignoriert. Man baute wieder Hochhäuser und achtete nicht darauf, welches Material verwendet wurde. Als letztes Bild der Zeit vor dem Erdbeben zeigte er uns eines von einer Brücke in dessen Hintergrund man einige Hochhäuser und Kirchen erkennen kann.
Seinen Diavortrag mit Bildern, die er während seiner Zeit in Armenien gemacht hatte, begann er mit einem Bild derselben Brücke. Nach dem Erdbeben war die Brücke noch erhalten, im Hintergrund konnte man allerdings keine Kirchen und Hochhäuser mehr erkennen. Es folgten bewegende Bilder zerstörter Gebiete. Zu vielen Bildern konnte Alfred Woschitz einiges erzählen, wie über eine eingestürzte Schule, in der hunderte Schülerinnen und Schüler ums Leben kamen. Später zeigte er uns vor allem Bilder von den eigenen Bauprojekten. Dabei erzählte er uns, wie schwierig es besonders am Anfang war, mit den Bauarbeiten zu beginnen, da es kaum Strom gab und niemand wusste, an wen sie sich mit ihren Projektvorhaben wenden sollten. Bestellungen ohne Telefonverbindung stellten ein weiteres großes Problem dar. Oft teilten sie dem Fahrer einer LKW-Lieferung mit, was sie bei der nächsten Lieferung bräuchten und warteten dann einen Monat bis dieses hoffentlich eintraf. Trotzdem gelang es der Arbeitsgruppe rund um Alfred Woschitz viele Häuser für die Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos wurden, zu errichten und ihnen zu einem Neuanfang zu verhelfen. Alfred Woschitz beendete seinen Vortrag mit den Worten „Ich habe die Zeit in Armenien trotz chaotischer Zustände sehr genossen und werde die Dankbarkeit vieler Personen nie vergessen. Ich bewundere dieses Volk, das in einem Land lebt, in dem es noch einiges zu verbessern gilt und das dennoch mit einem solchen Stolz lebt und auf eine 4000 Jahre alte Kultur zurückblickt.“ © Katja Salzer