….am „via paradiso“ mit Gregor Sieböck
Viele Menschen kennen die Sehnsucht nach einem einfachen und bewussten Leben und spüren irgendwann einmal den Wunsch nach Veränderung. Für den Oberösterreicher Gregor Sieböck wurde dies 2002 zur Motivation, um zu seiner ersten Weltwanderung aufzubrechen. Dabei ging er innerhalb von drei Jahren zu Fuß von Österreich über Südamerika und die USA nach Japan und Neuseeland. Auch heute noch bemüht er sich auf seinen Wanderungen herauszufinden, wie wir im Einklang mit der Erde und unserer Natur leben können und versucht, dieses Wissen bei Vorträgen, durch selbstgeschriebene Bücher und besonders im persönlichen Gespräch weiter zu verbreiten.
Mit einer Gruppe von Studierenden hatten wir am vergangenen Wochenende das Glück, Gregor persönlich kennenzulernen. Gemeinsam wanderten wir zwei Tage lang auf dem „via paradiso“ um den Millstätter See. Gestartet sind wir in Seeboden. Dabei staunten wir nicht schlecht, als Gregor zu unserer Zwei-Tagestour mit einem riesigen 100-Liter Rucksack mit Gebetsfahnen daran auftauchte. Er klärte uns aber sogleich darüber auf, dass er momentan aus seinem Rucksack lebe und nicht so schnell wieder nach Hause fahren würde.
Unterwegs machten wir immer wieder Halt und Gregor erzählte uns von seinen neuesten Plänen: er möchte mit Freund*innen ein Stück Urwald in Patagonien kaufen und es mithilfe einer Stiftung vor der Abholzung schützen. Außerdem möchte er dort einen Ort der Begegnung und der Heilung schaffen. Als es anfing zu regnen, wurden wir wieder stutzig, weil wir nicht damit gerechnet hätten, dass Gregor zum Wandern einen großen, gelben Schirm aus seinen Rucksack holen würde. Seine Erklärung, dass der Schirm im Gegensatz zu einer Jacke auch den Rucksack vor dem Nass werden schützen würde, machte jedoch Sinn. Selbst mit einer Haube für den Rucksack kann das Wasser nämlich über den Nackenbereich laufen und so die Rückenseite vom Rucksack erreichen. Er erzählte uns außerdem, dass er deshalb schon öfters von anderen Wanderer*innen komisch angeschaut wurde.
Bei einem Moorsee fanden wir einen geeigneten Platz zum Baden, für ein Lagerfeuer mit (vegetarischen) Grillwürstchen sowie Zotter-Schokolade und zum Übernachten. Bei leichtem Regen schliefen wir mehr oder weniger bequem in unseren Zelten und Gregor in seiner Hängematte. Zum Frühstück stritten wir dann darüber, wer am lautesten geschnarcht hatte.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen und traten den zweiten Teil unserer Etappe an. Die letzten 15 Kilometer vergingen wie im Flug und das Wetter war dabei deutlich besser, als wir es erwartet hatten. Da es in der Nacht geregnet hatte, begegneten wir auf unserem Weg einigen Feuersalamandern. Eine halbe Stunde vor unserem Zielort Döbriach machten wir noch eine kleine Pause auf einer Wiese, von der man einen wunderschönen Blick auf den Millstätter See hatte. In Döbriach angekommen mussten wir uns allerdings ein bisschen beeilen, da wir etwas spät dran waren und unseren Bus nicht verpassen wollten. Gregor Sieböck verabschiedete sich von uns, um noch Freund*innen am Millstätter See zu besuchen und wir fuhren mit dem Zug zurück nach Klagenfurt. Im Zug waren dann alle sehr müde von der Reise, die aber alle als ein tolles und inspirierendes Erlebnis empfunden haben.
Gregor Sieböcks Werkzeuge zum Glücklichsein sind keine revolutionären. Der Oberösterreicher hat verinnerlicht, was vor ihm schon viele erkannt haben: dass es nichts bringt, sich pausenlos um Vergangenheit und Zukunft Sorgen zu machen, weil es immer nur den Moment gibt. Dankbarkeit sei „der Schlüssel“. Themen, die längst im Mainstream angekommen sind. Nur das kompromisslose Auf-sich-selbst-Hören lebt Sieböck wie kaum ein anderer.