Am Freitag, dem 4. November 2022, bekamen wir Besuch. Die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin Dr.in phil. Ursula Fatima Kowanda-Yassin reiste eigens von Wien an, um uns und allen Interessierten einen Einblick in die Umweltgedanken in der islamischen Welt zu geben. Dieses Thema hat sie bereits 2018 in ihrem Buch „Öko-Dschihad. Der grüne Islam – Beginn einer globalen Umweltbewegung“ bearbeitet und damit für öffentliches Interesse gesorgt.
Der Vortrag fand im Stiftungssaal der Universität Klagenfurt statt. Wir freuten uns sehr über die vielen Teilnehmenden aus verschiedenen Religionen, die gespannt zuhörten. Kowanda-Yassin klärte uns auf, dass die Religion eine große Verantwortung in diesem globalen Problem zu übernehmen hätte, was sie unter dem Begriff der Schöpfungsverantwortung zusammenfasste. Diese ließe sich im Islam in mehreren Bereichen finden. Großteils natürlich im Koran, in dem viele Zitate über die Schönheit der Schöpfung und die Notwendigkeit ihres Schutzes den Umweltgedanken widerspiegeln. Aber auch durch die Sunna wird eine solche Auffassung vertreten, die vor allem die Verantwortung und Verpflichtung des Menschen darstellen und den Wert allen Lebens beschreiben.
Darauf aufbauend zeigte die Referentin Initiativen engagierter Menschen auf, die zum Beispiel Kinder mit den Wundern der Natur in Verbindung bringen oder sich für umweltfreundliche Städte einsetzen. Sie berief sich auch auf die religiösen Stellungnahmen in der Domäne bekannter Umweltbewegungen wie den Fridays For Future, bei denen jedes Mal auch viele muslimische Menschen mit einem Plakat teilnehmen, das für Schöpfungsverantwortung wirbt. Auch setzen sich Vertreter*innen der Islamischen Religion aktiv für Umweltinitiativen ein und nehmen an religiösen Klimakonferenzen teil.
Besonders beeindruckend war für uns die Initiative der „Grünen Moschee“. Hierbei geht es darum, beim Bau neuer Moscheen darauf zu achten, dass diese möglichst klimaneutral sind. So gibt es bereits einige Gebetshäuser, die es mit kreativen Ideen schaffen, das Sonnenlicht und die Kühle des Wassers als umweltfreundliche Variante des Heizens zu benutzen. Bei uns in Österreich jedoch ist die traurige Wahrheit, dass für derlei Projekte öffentliches Geld fehlt, was dazu führt, dass die Umsetzung solcher klimafreundlichen Initiativen nur begrenzt möglich ist.
Was die katholische Kirche davon lernen könnte, wäre, dass auch wir uns zukünftig um eine klimaneutralere Gebäudeorganisation bemühen und zum Beispiel Pläne zur Reduzierung des Heizungsverbrauches aufstellen und umsetzen.
Wichtig ist es laut Kowanda-Yassin auch, das Thema der Schöpfungsverantwortung der Öffentlichkeit gezielt näher zu bringen. Dafür sorgen unter anderem Aktivist*innen wie Sarah Joseph, die den Begriff „Öko-Dschihad“ geprägt hat. Ein Vorhaben, das für große Aufmerksamkeit sorgte, war die weite Pilgerreise zweier muslimischer Männer nach Mekka, die sie mit dem Rad unternahmen. Die beiden radelten nämlich zum Erstaunen aller von den Niederlanden weg, was eine ungeheure Strecke ist. Währenddessen teilten sie ihre täglichen Erfahrungen und Erfolge auf Social Media. Sie stellten damit eine „grüne“ Pilgerreise dar und zeigten der Welt, dass selbst im Ausüben religiöser Traditionen der Umweltgedanke gewahrt werden muss.
Insgesamt freuten wir uns alle über das produktive Zusammenkommen verschiedener Religionen zum Zweck eines bereichernden Austausches und danken Ursula Fatima Kowanda-Yassin für den spannenden Input ihres Vortrages und natürlich für ihr großes Engagement im Bereich des interreligiösen Dialogs und der Schöpfungsverantwortung.