Fragen zum Thema "Femizid"

Österreich – Land der Femizide?! Wie können wir Gewalt verhindern?

Emotionales und aufrüttelndes Abschlusstreffen von feminisTISCH am 28. Juni 2022

18 ermordete Frauen, 20 Mordversuche/schwere Gewalttaten gegen Frauen* gibt es laut Zählung des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser österreichweit seit Anfang 2022 bis zum heutigen Tag. Erschreckend hohe Zahlen, wenn wir bedenken, dass Österreich als ein bildungsreiches Land gilt. Trotzdem haben Männer* letztes Jahr 31 Frauen* ermordet und 63 Mordversuche/schwere Gewalt ausgeübt. Statt nur zu hoffen und darauf zu warten, dass es dieses Jahr keinen neuen Negativrekord gibt, können und müssen wir aufstehen und beginnen, aktiv zu handeln, um unseren persönlichen Beitrag zu einer gewaltfreien Gesellschaft zu leisten.

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Beim letzten Treffen von feminisTISCH – Ein Stammtisch für engagierte Menschen im Sommersemester 2022 wurde sehr intensiv diskutiert. Bei diesem Stammtisch luden wir die Teilnehmer*innen eingangs dazu ein, ihre Erfahrungen mit Femiziden bzw. ihr Wissen über Femizide in Österreich mit uns zu teilen. Es zeigte sich, dass es einige Vorurteile gibt, die insbesondere durch die mediale Berichterstattung verstärkt werden:

  • Die Mehrheit der Täter* hat einen Migrationshintergrund/keine österreichische Staatsbürgerschaft.
  • Femizide sind Kurzschlusshandlungen.
  • Das Opfer* hat den Täter* kurz vor der Tat provoziert

Anschließend konnten wir diese Vorurteile gemeinsam durch das Vergleichen von Statistiken der letzten Jahre über Femizide und schwere Gewalttaten/Mordversuche widerlegen und entkräften. Außerdem dienten uns aktuelle Zeitungsberichte über Femizide als weitere Diskussionsgrundlage. Für die Teilnehmenden war es unvorstellbar, wie und warum jemand zum Täter* werden kann. Die Frage „Was kann ich tun, um Gewalt zu verhindern?“ beschäftigte alle Anwesenden.

Daraufhin diskutierten wir über kurz- und langfristige Lösungsansätze. Wir kamen zu einem wichtigen Ergebnis: Jede*r in unserer Gesellschaft muss Verantwortung übernehmen und beobachtete Gewalt/kritische Situationen (z.B. in der Nachbarschaft, im Freund*innenkreis, in der Familie, am Arbeitsplatz…) ernst nehmen und nicht als „Alltagsnormalität“ hinnehmen und tolerieren. Eine Teilnehmerin machte deutlich, wie schwierig es für sie als Außenstehende ist, wenn sie Auseinandersetzungen beobachtet: „Wenn ich z.B. im Bus einen Streit zwischen einem Mann* und einer Frau* sehe, weiß ich nicht, ob ich einschreiten soll oder nicht. Es ist für mich schwierig einzuschätzen, ob es sich dabei nur um eine laute Diskussion handelt oder eine gewalttätige Auseinandersetzung. Ich habe Angst, dass ich das nächste Opfer werden könnte, wenn ich eingreife.“

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Zusehende zivilcouragiert handeln können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Hilfe von außen zu holen, indem man z.B. den/die Buslenker*in, herumstehende Personen anspricht oder den Notruf zu wählen, sind einfache aber sehr wirkungsvolle Methoden. Wenn man sich dazu entscheidet, selbst splittend in die Situation einzugreifen, ist es wichtig zu wissen, dass man sich dabei auf das Opfer* konzentrieren sollte und nicht auf den Täter*.

Abschließend sammelten wir gemeinsam Ideen, wie Gewalt nachhaltig gestoppt werden könnte. Ein paar Lösungsansätze stellen wir an dieser Stelle vor:

  • Gewaltprävention und der offene Umgang mit Emotionen sollte bereits von klein auf unabhängig von Geschlecht und Gender erlernt werden. Eltern, Erziehungsberechtigte und wichtige Bezugspersonen von Kindern spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn den Kindern wird einiges vorgelebt, das sie unbewusst prägt und ihr weiteres Leben sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann.
  • Personen, die einen engen Kontakt zu Kindern haben, sollten sich umso mehr damit auseinandersetzen, wie eine wertschätzende, auf Augenhöhe stattfindende, offene und liebevolle Kommunikation funktioniert. Informationsmaterial ist dazu online bereits sehr viel vorhanden und es gibt Beratungsstellen, an die man sich sowohl präventiv als auch in Akutsituationen wenden kann: Autonome Österreichische Frauenhäuser (www.aoef.at), Frauenhelpline (www.frauenhelpline.at/), Männerinfo (www.maennerinfo.at/), Gewaltinfo.at (www.gewaltinfo.at)
  • Das Bildungssystem sollte überdacht und neu gestaltet werden, denn aktuell wird in Kindergärten und Schulen erst gehandelt, wenn sich ein Gewaltvorfall ereignet hat. Wir wünschen uns, dass der Fokus mehr auf Prävention gelegt wird.

Im Namen der KHG bedanke ich mich beim Team vom ÖH Referat für Frauen und Gleichberechtigungsfragen für die gute Zusammenarbeit und bei allen Teilnehmenden, die sehr interessiert waren und teils sehr persönliche Erfahrungen mit uns geteilt haben, durch die mir persönlich noch mehr bewusst geworden ist, dass wir weiterhin gemeinsam LAUT SEIN müssen, um Gewalt in unserer Gesellschaft zu stoppen und Frauen*leben zu schützen!

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